Natur und Tierwelt in Spitzbergen
Spitzbergen ist einer der außergewöhnlichsten Lebensräume unseres Planeten. Der atemberaubende Archipel ist Heimat einer vielfältigen Tierwelt, die sich perfekt an die eisigen Landschaften und das extreme Klima des hohen Nordens angepasst hat.
Der Archipel Spitzbergen ist geprägt von Schnee, eisigen Gewässern, der Polarnacht und der Mitternachtssonne. Die Umgebung ist rau – aber sie wäre noch deutlich rauer, wenn es den wärmenden Golfstrom nicht gäbe.
Nur dank dieser milden Meeresströmung ist Spitzbergen nicht das ganze Jahr über vereist und beherbergt eine Tierwelt und Lebensräume, die man nirgendwo sonst findet. Wo sonst kann man umherstreifende Eisbären sehen, Gletscher brechen und kalben hören und beobachten, wie innerhalb weniger Tage ein bunter Blumenteppich die Tundra überzieht?
Die Landschaften Spitzbergens
Das empfindliche Ökosystem der Inselgruppe ergibt sich aus dem ausgeklügelten Zusammenspiel von Tundra, Gletschern und Permafrost. Jedes dieser Elemente spielt eine wichtige Rolle in dieser arktischen Umgebung, in der die Sonne im Sommer monatelang nicht untergeht und im Winter Tag und Nacht Dunkelheit herrscht.
Die Geologie Spitzbergens zeugt von einer Landschaft, die über Millionen von Jahren von Eis, Wind und Wasser geformt wurde. Jede Wanderung oder Seereise wird hier zu einer echten Zeitreise. Es gibt uralte Berge, Sedimentgestein voller Fossilien und Kohleflöze, die aus üppigen Wäldern hervorgegangen sind, die einst in der Nähe des Äquators gediehen.
Eines der beeindruckendsten landschaftlichen Merkmale aber sind die Gletscher. Diese extrem langsamen Eisflüsse formen bis heute die Landschaft, indem sie die Täler und Fjorde ausheben, die die Topographie des Archipels bestimmen. Wer einmal einem Gletscher beim Kalben zugesehen und gehört hat, wie die riesigen Eisblöcke ins Meer stürzen, wird dieses Erlebnis nie wieder vergessen. Und es führt einem das dynamische und zerbrechliche Wesen der arktischen Welt vor Augen.
Unter dieser spannenden Oberfläche verbirgt sich eine Schicht aus Permafrost, also dauerhaft gefrorener Boden, der das Land formt und das Ökosystem beeinflusst. Sie bildet das Herzstück der arktischen Umwelt und beeinflusst alles – von der Vegetation bis hin zum menschlichen Bauverhalten.
Doch lassen Sie sich nicht vom äußeren Eindruck täuschen. Denn trotz dieser harten Bedingungen erwacht die Tundra im kurzen Sommer zum Leben. Sobald der Schnee schmilzt, erblühen Moose, Flechten und kleine Blumen, so weit das Auge reicht.
Die arktische Tierwelt Spitzbergens
Die Tierwelt Spitzbergens hat sich an die extremen Bedingungen der Arktis angepasst. An Land haben die Tiere ein dickes, wärmendes Fell, ein besonderes Fressverhalten und zudem Strategien entwickelt, um die langen, kalten Winter zu überstehen und das Beste aus dem kurzen, sonnenreichen Sommer zu machen.
Das marine Ökosystem rund um Spitzbergen ist ebenso besonders. Der Archipel ist alles andere als eine Eiswüste. Denn in den kalten, nährstoffreichen Gewässer der Inselgruppe lebt eine Vielzahl von Meerestieren. Diese profitieren vom Nährstoffauftrieb im Meer, der Spitzbergen zu einem Hotspot der arktischen Meeresbiologie macht.
Auch der Himmel über Spitzbergen ist voller Leben. Eine der erstaunlichsten Facetten des Archipels ist seine Bedeutung als Brutplatz für Millionen von Seevögeln. Hier sammeln sich im kurzen arktischen Sommers Arten wie Papageientaucher, Trottellummen und Dreizehenmöwen, die die langen Tage und das reichhaltige Nahrungsangebot nutzen, um zu brüten und ihre Jungen aufzuziehen.
Hier einige Tiere, die Sie auf einer Seereise nach Spitzbergen erleben können.
Eisbären
Spitzbergen ist einer der wenigen Orte auf der Welt, wo Eisbären in ihrem natürlichen Lebensraum anzutreffen sind. Diese majestätischen Raubtiere verkörpern die ungezähmte Wildnis der Arktis. Etwa 3.000 Eisbären leben rund um die Barentssee, gut 300 davon ganzjährig auf Spitzbergen. Die meisten Eisbären verbringen ihr Leben damit, das Meereis auf der Suche nach Robben, ihrer Hauptbeute, zu durchstreifen.
Sie sind die bekanntesten Bewohner des Archipels und viele Tierfreunde hoffen sie beobachten zu können. Die Begegnung mit einem Eisbären gilt zwar als Highlight, ist aber keineswegs garantiert. Eisbären sind eine vom Aussterben bedrohte Spezies. Und „Eisbärensafaris“, bei denen Touristen dicht an die Tiere herangebracht werden, sind streng verboten. Die beste und unaufdringlichste Möglichkeit, Eisbären zu erleben, ist deshalb eine Spitzbergen-Seereise im Sommer mit einem kleinen Schiff. Denn hier haben Sie die Chance, die Raubtiere in freier Wildbahn zu beobachten.
Einen Eisbären zu sehen, ist selten. Als ich nach Longyearbyen zog, befürchtete ich, bei einem Spaziergang durch die Stadt einem zu begegnen, aber tatsächlich passiert das nur sehr selten. Die meiste Zeit über sieht man Eisbären nur von einem Boot aus, was so auch am besten ist, wenn man mich fragt. Wer auf einem Ausflug mit dem Schneemobil einen Eisbären sieht, ist eindeutig zu nah dran.
Spitzbergen-Rentiere
Nach der Beinahe-Ausrottung zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist der Rentierbestand auf Spitzbergen inzwischen wieder auf etwa 10.000 Exemplare gewachsen. Diese Rentiere sind kleiner und stämmiger als ihre Artgenossen vom norwegischen Festland. Sie haben sich an die arktischen Bedingungen Spitzbergens angepasst und fressen die wenigen Tundrapflanzen, die es hier gibt.
Begegnungen mit diesen friedlichen Wildtieren sind keine Seltenheit – und sie werden garantiert Ihr Herz erobern.
„Die Rentiere laufen einfach in der Stadt herum“, sagt Alberto Lozano, Chefkoch des beliebten Restaurants Huset in Longyearbyen. „Denn hier finden sie immer irgendwo ein warmes Plätzchen. Es sind zwar keine großen Herden, aber man sieht jeden Tag Rentiere.“
Polarfuchs
Im Winter ist der Polarfuchs mit seinem reinweißen Fell im Schnee unsichtbar. Im Sommer, wenn der Schnee geschmolzen ist, färbt es sich blau-braun und eignet sich perfekt, um sich auf dem Tundraboden zwischen Steinen zu verstecken. Die kleinen Raubtiere zeigen sich nur selten. Deshalb ist jede Begegnung mit ihnen ein Erlebnis, das einem für immer in Erinnerung bleibt.
Sie sind ein weiteres großartiges Beispiel für die Artenvielfalt und die Anpassungsfähigkeit an die schwierigen Bedingungen Spitzbergens.
Walrosse
Auf Spitzbergen ist das Walross ein häufiger Anblick – vor allem in Gebieten, in denen es sich am Strand oder auf Eisschollen ausruhen kann. Diese wuchtigen Meeressäuger, die an ihren Stoßzähnen und Schnurrhaaren gut zu erkennen sind, sind ein wahres Wunderwerk der Natur.
„Sie sind viel größer, als ich dachte“, meint Caroline. „Und sie stinken ziemlich. Sie kümmern sich nicht besonders um die Menschen, sondern leben einfach ihr Leben.“
Die Walrosspopulationen auf Spitzbergen sind besonders für ihr geselliges Verhalten bekannt. Man kann sie oft in großen Gruppen beim Sonnenbad beobachten – ein faszinierendes Schauspiel. Ihre Nahrung besteht in erster Linie aus Muscheln, Schnecken und Seegurken, die sie vom Meeresgrund sammeln und so eine wichtige Funktion im marinen Ökosystem übernehmen.
Giganten der Tiefe: Wale
Spitzbergen ist ein erstklassiges Reiseziel für Walbeobachtungen. Sie werden nie vergessen, wie eines dieser prächtigen Tiere zwischen den Eisbergen auftaucht, mit den zerklüfteten, gletscherbedeckten Bergen im Hintergrund.
Die nährstoffreichen Gewässer der Arktis beheimaten ein vielfältiges Ökosystem, das reichlich Nahrung für diese majestätischen Säugetiere bietet. Die Gewässer rund um Spitzbergen sind der Lebensraum zahlreicher Walarten – um sie zu sehen, müssen Sie mit etwas Glück nicht einmal weit fahren. „Belugas und andere Walarten wie Zwergwale halten sich gerne im Fjord vor Longyearbyen auf. Man kann sie mit dem Fernglas sehen“, sagt Caroline.
Hier eine Übersicht über die Walarten, die Sie rund um Spitzbergen beobachten können:
Blauwale
Das größte bekannte Tier ist ein häufiger Besucher dieser Gegend – ganz besonders in den Sommermonaten. Die sanften Riesen werden von den großen Krillbeständen angezogen, ihrer wichtigsten Nahrungsquelle. Blauwale sind wegen ihrer beeindruckenden Größe und ihrer anmutigen Bewegungen ein unvergesslicher Anblick.
Finnwale
Auch die zweitgrößte Walart wird häufig rund um Spitzbergen gesichtet. Der Finnwal ist für seine Schnelligkeit bekannt, die ihm auch den Beinamen „Windhund des Meeres“ eingebracht hat. Finnwale sind Bartenwale und ernähren sich von kleinen Fisch- und Krillschwärmen, die sie mit ihren Barten aus dem Wasser herausfiltern.
Zwergwale
Zwergwale sind die kleinsten Bartenwale, die rund um Spitzbergen vorkommen. Sie sind recht neugierig und nähern sich oft Booten und Schiffen. Sie ernähren sich von verschiedenen Beutetieren wie Krill, kleinen Fischen und Plankton.
Belugawale
Mit ihrer charakteristischen weißen Farbe und ihrem geselligen Wesen werden Belugas oft in den flachen Küstengewässern rund um Spitzbergen gesichtet. Sie sind für ihre komplexen Laute bekannt und werden auch als „Kanarienvögel des Meeres“ bezeichnet. Sie leben in Gruppen und ernähren sich von Fischen, Krustentieren und Würmern.
Buckelwal
Mit ihren spektakulären Sprüngen und komplexen Gesänge gehören Buckelwale zu den Lieblingstieren vieler Walbeobachter. Sie ziehen im Sommer in die Gewässer rund um Spitzbergen, wo sie sich von den reichhaltigen Krill- und Fischbeständen ernähren. Man erkennt sie an ihren langen Brustflossen und ihrer markanten Körperform.
Pottwale
Der größte Zahnwal wird gelegentlich in den tieferen Gewässern rund um Spitzbergen gesichtet. Er ist bekannt für seine tiefen Tauchgänge auf der Suche nach Tintenfisch – seiner wichtigsten Nahrungsquelle. Pottwale haben sehr große Köpfe, in denen sich das sogenannte Walrat befindet, das früher für Kosmetik, Wachskerzen und als industrielles Schmiermittel verwendet wurde.
Narwale
Obwohl sie weniger verbreitet sind als einige andere Arten, gehören auch die Narwale mit ihren einhornähnlichen Stoßzähnen zum marinen Ökosystem Spitzbergens. Sie sind für ihre tiefen Tauchgänge bekannt, auf denen sie nach Fisch und Tintenfisch jagen, sind aber vor allem im Packeis anzutreffen.
Robben
Rund um Spitzbergen leben Robbenarten, die sich an die schwierigen Bedingungen der Arktis angepasst haben. Jede Art spielt eine wichtige Rolle in der Nahrungskette – als Beute für Eisbären und Jäger von Fischen und Wirbellosen. Die wichtigsten Arten:
Ringelrobben
Die häufigste Robbenart auf Spitzbergen zeichnet sich durch ihre geringe Größe und ihr geringeltes Fell aus. Ringelrobben sind auf das Meereis angewiesen, auf dem sie rasten und brüten.
Bartrobben
Bartrobben sind größer als Ringelrobben und zeichnen sich durch ihre langen Schnurrhaare und ihre Vorliebe für flache Gewässer aus, in denen sie sich von verschiedenen Bodenlebewesen ernähren.
Sattelrobben
Sattelrobben sind an ihrem auffälligen schwarz-weißen Muster zu erkennen und kommen hauptsächlich an der Eisgrenze im Osten des Archipels vor.
Vögel auf Spitzbergen
Als wichtiger Brutplatz für eine Vielzahl von Vogelarten ist Spitzbergen vom Spätfrühling bis in die Sommermonate ein Paradies für Vogelbeobachter. Halten Sie Ausschau nach Spitzbergens Vogelarten, darunter:
Papageientaucher
Mit ihren bunten Schnäbeln und ihrem komischen Äußeren sind die „Clowns des Meeres“ bei Besuchern besonders beliebt. Wenn Sie von Mai bis August kommen, können Sie sie in Küstennähe sehen, wo sie während der Brutzeit in den Klippen nisten.
Nonnengänse
Die Nonnengänse ziehen im Frühjahr nach Spitzbergen, um zu brüten. Sie sind häufig in grasbewachsenen Gebieten anzutreffen, wo sie fressen und nisten.
Dickschnabellummen
Diese Seevögel nisten in großen Kolonien an Felswänden. Ihre dicht gedrängten Nistplätze sind ein ganz besonderer Anblick, und ihre Tauchfähigkeiten sind nicht minder beeindruckend. Beobachten Sie einfach, wie sie in den umliegenden Gewässern Fische fangen.
Schneeammern
Als einziger Singvogel, der auf Spitzbergen brütet, ist die Schneeammer ein Symbol der Arktis. Ihr melodiöser Gesang belebt im kurzen arktischen Sommer die Tundra.
Küstenseeschwalben
Küstenseeschwalben sind für ihre langen Wanderrouten bekannt und kommen zum Brüten nach Spitzbergen. Hier erfüllen sie den Himmel mit ihren akrobatischen Flugmanövern und ihren lauten Rufen. Sie verteidigen ihre Nistplätze mit aller Kraft und stürzen sich oft auf Eindringlinge, um ihr Revier zu verteidigen.
Gradmesser des Klimawandels
Die Bedeutung Spitzbergens geht weit über seine Artenvielfalt hinaus. Denn der abgelegene Archipel ist auch ein wichtiger Indikator des Klimawandels. Da Spitzbergen einige der schnellsten Temperaturanstiege weltweit verzeichnet, gilt die Inselgruppe als wichtiger Gradmesser für globale Umweltveränderungen. Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Ökosysteme Spitzbergens zeugen von den Herausforderungen, mit denen die arktischen Spezies konfrontiert sind. Und sie zeigen eindrücklich, wie dringend ein weltweiter Naturschutz tatsächlich ist.
„In der nördlichsten Stadt der Welt zu leben, ist sehr schön“, sagt Alberto. „Das können nicht viele Leute von sich behaupten. Aber dieser Ort ist nicht für die Ewigkeit. Der Klimawandel schreitet hier besonders schnell voran. Spitzbergen so zu erleben, wie es momentan noch ist, ist leider ein Privileg."
Abenteuer Arktis
Eine Kreuzfahrt nach Spitzbergen ist mehr als ein Urlaub. Hier erleben Sie die raue Schönheit des hohen Nordens – von der majestätischen Tierwelt und den dramatischen Landschaften bis zu den vielen Herausforderungen, die hier das (Über-)Leben bestimmen.