Die Nordlichter: 10 Fotografie-Tipps für Anfänger

„Machen Sie sich immer vorab Gedanken über die Komposition eines Fotos“, sagt Stian. „Das Fotografieren des Himmels gelingt praktisch jedem. Allerdings wird ein solches Foto optisch viel interessanter, wenn Sie noch etwas in das Bild einfügen.“

Der Astronom und Astrofotograf Tom Kerss bringt es auf den Punkt: „In Norwegen erwartet einen der wohl beeindruckendste Vordergrund, den ich jemals gesehen habe, denn die Berge hier sind einfach atemberaubend.“

Mit einem Weitwinkelobjektiv sind Sie in der Lage, die natürliche Komposition der norwegischen Landschaft hervorragend in Szene zu setzen. Mit diesem Objektiv können Sie so viel wie möglich von dem atemberaubenden Himmelsspektakel zusammen mit den darunter liegenden Fjorden und Bergen im Bild einfangen.

„Versuchen Sie, große Menschenmengen und Lichtquellen zu meiden“, empfiehlt Stian. „Ich genieße es besonders, an Bord eines Hurtigruten Schiffes zu arbeiten, weit weg von der Küste, wo keine Straßenlaternen mit den spektakulären Lichtern am Himmel konkurrieren.“

Tom warnt: „Stellen Sie sicher, dass der Blitz Ihrer Kamera nicht automatisch aktiviert wird, da dies die Sicht für alle sofort ruinieren und die Aufnahme eines anderen verderben kann.“ Das Gleiche gilt übrigens für das Aufleuchten von Smartphone-Bildschirmen oder das blendende Licht einer Taschenlampe.

„Sie sollten sich beim Betrachten von Polarlichtern an die Verhaltensregeln halten, rät“ Tom. „Benutzen Sie eine Taschenlampe mit rotem Licht, um sich im Dunkeln zurechtzufinden, da diese Farbe die Nachtsicht nicht beeinträchtigt. Und achten Sie bitte darauf, niemandem direkt in die Augen zu leuchten. Sie würden sich sicherlich auch nicht freuen, wenn Ihnen das passieren würde!“

„Wenn Sie beispielsweise versuchen würden, auf einem Schiff den Saturn durch ein Teleskop zu betrachten, würde jede geringfügige Bewegung den Planeten aus dem Sichtfeld rücken“, erklärt Darren Baskill, Dozent für Physik und Astronomie und ehemaliger Organisator des internationalen Wettbewerbs „Astronomy Photographer of the Year“.

Das gleiche Prinzip gilt für das Fotografieren der Nordlichter auf einem Schiff. Die durch die Wellen hervorgerufenen Schwankungen könnten dazu führen, dass das Polarlicht unscharf oder verschwommen erscheint.

Tom empfiehlt daher, ein kompaktes Stativ mitzubringen. „Wenn Sie von einem fahrenden Schiff aus fotografieren, sind Ihre Belichtungszeiten begrenzt. Ein Stativ ist insofern nützlich, als sich damit Vibrationen minimieren lassen.“

„Das Fotografieren von Polarlichtern ist ungemein bereichernd, aber wenn man währenddessen an der Kamera herumfummeln muss, kann dies auch schnell zu einer enttäuschenden Erfahrung werden“, sagt Tom. „Nehmen Sie sich im Vorfeld etwas Zeit, um sich mit den Einstellungen Ihrer Kamera und der Bedienung im Dunkeln vertraut zu machen, um keine Zeit zu verlieren, wenn die Lichter über Ihnen tanzen.“

Hier sind einige Tipps für Ihre Kamera-Einstellungen:

• Justieren Sie die Schärfe, indem Sie einen Stern am Nachthimmel fokussieren.

• Bei besonders hellen und dynamischen Polarlichtern versuchen Sie es am besten mit einer Verschlusszeit von 5–10 Sekunden und für sich langsam bewegende Polarlichter 12–20 Sekunden. Für nur schwach leuchtende Polarlichter sollten Sie die Verschlusszeit auf 20–25 Sekunden einstellen.

• Experimentieren Sie mit den ISO-Werten. Je höher der ISO-Wert, desto mehr Licht fängt die Kamera ein. Allerdings werden die Fotos mit einem höheren ISO-Wert auch körniger.

• Stellen Sie Ihre Blende (f-stop) auf mindestens f4 ein, um genügend Licht hereinzulassen. Gehen Sie keinesfalls niedriger als f2,8, um verrauschte Bilder zu vermeiden.

• Wählen Sie als Weißabgleich „Tageslicht“, um einen Gelb- oder Blaustich Ihrer Fotos zu vermeiden.

Bei einer Fahrt entlang der norwegischen Küste kann das Polarlicht jederzeit und überall auftauchen. Daher sollten Sie stets vorbereitet sein und Ihre Kamera bereithalten. Eine Thermosflasche mit einem heißen Getränk, Handwärmer und eine Taschenlampe mit rotem Licht können das Warten deutlich angenehmer machen.

„Haben Sie Ihre Outdoor-Ausrüstung stets griffbereit, um sie jederzeit anziehen zu können“, rät Tom. Einige Polarlichtjäger schlafen sogar in Kleidung und Jacke, so dass sie nur noch in ihre Stiefel schlüpfen müssen, um im Fall der Fälle in Windeseile auf dem Schiffsdeck sein zu können.

Bei kaltem Wetter entladen sich Batterien schneller. Vergessen Sie also nicht, Ihre Kamera aufzuladen und immer einen Satz Ersatzbatterien dabeizuhaben. Ihre Speicherkarte sollte über eine große Speicherkapazität verfügen oder Sie nehmen gleich mehrere Speicherkarten mit, um alle Ihre Sichtungen der Polarlichter festhalten zu können.

Falls Sie keine „richtige“ Kamera haben, die Batterien Ihrer Kamera leer sind oder Sie eines Nachts vom Auftauchen der Nordlichter überrascht werden, ist es gut zu wissen, dass Sie auch Ihr Smartphone nutzen können.

„Mit vielen der heutigen Smartphones lassen sich bemerkenswert gute Fotos der Nordlichter machen, sodass Sie möglicherweise bereits alles in Ihrer Tasche griffbereit haben, was Sie dazu benötigen“, meint Tom.

Stian fügt hinzu: „Am besten verwenden Sie ein Stativ oder eine Halterung für Ihr Smartphone. Einige Smartphone-Kameras bieten die Möglichkeit für manuelle Einstellungen. Sollte dies bei Ihrem Smartphone der Fall sein, stellen Sie die Verschlusszeit auf 2 bis 30 Sekunden ein.“

Unser letzter Tipp ist vielleicht der wichtigste: Denken Sie daran, ein paar Minuten lang nicht durch die Linse zu schauen und stattdessen das Spektakel mit eigenen Augen zu genießen. Die Nordlichter in all ihrer Pracht ganz ohne Filter zu genießen, das ist etwas ganz Besonderes.

Lykke til (viel Glück)!