Honningsvåg – das Tor zum nördlichsten Punkt Europas

Fünf Grad nördlich des Polarkreises und als nördlichste Stadt des norwegischen Festlands bietet Honningsvåg eine warme und einladende Zuflucht.

Auf der Insel Magerøya gelegen, ist diese traditionelle Fischerstadt bekannt für ihre köstliche Küche und spektakulären Naturphänomene – von der malerischen Mitternachtssonne über die tiefschwarze Polarnacht bis hin zu den magischen Polarlichtern

Seit Tausenden von Jahren leben Menschen in der Region Honningsvåg. Der altnordische Name war Hornungsvágr: Hornungr bezog sich auf den hohen, hornartigen Gipfel in der Nähe der Stadt, und vágr bedeutet Bucht.

Die ersten Siedler waren wahrscheinlich Samen (die indigene Bevölkerung Nordnorwegens), die von Fischfang, Jagd und Rentierzucht lebten. Im Mittelalter entwickelte sich Honningsvåg dank der fischreichen Gewässer der Barentssee zu einem Fischerdorf.

Über Jahrhunderte war die Fischerei das wirtschaftliche Rückgrat der Region, und 1936 war Honningsvåg ein etablierter Handelsplatz mit Stadtstatus. Doch der Frieden wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Deutsche Truppen besetzten die Stadt und zerstörten sie 1944 beim Rückzug – ein strategischer Schritt, um die Schifffahrtsrouten der Alliierten zu stören. Irgendwie überstand die Kirche die Zerstörung und die Einheimischen fanden dort Zuflucht.

Nach dem Krieg wurde Honningsvåg wieder aufgebaut und schrittweise modernisiert. Mit der wachsenden Zahl von Reisenden, die vom fernen Reiz des Nordkaps (Nordkapp) angezogen wurden, entwickelte sich Honningsvåg zu einer komfortablen Basis für Besucher aus aller Welt.

Heute ist Honningsvåg eine kleine, lebendige Stadt. Der Hafen ist nach wie vor das Zentrum, und sowohl Fischerei als auch Tourismus spielen eine wichtige Rolle im Leben an der norwegischen Küste.

Die Samen bringen ihre Rentiere für die wärmeren Monate nach Magerøya, und mit etwas Glück sieht man diese Tiere im Frühling, Sommer und Herbst frei herumlaufen. Besonders faszinierend ist ein Besuch im September und Oktober, so die lokale Künstlerin Eva Schmutterer.

„Die Rentiere ziehen aus ihren entlegenen Ecken der Insel und bilden immer größere Herden.“ Mit etwas Glück kann man sie sogar dabei beobachten, wie sie die Meerenge von Magerøya durchschwimmen, um den Winter auf dem Festland zu verbringen.

Für viele Besucher ist die Stadt ein beliebter Ausgangspunkt für Touren zum Nordkap – einer schroffen Klippe, die 307 Meter über dem Meeresspiegel aufragt und einen weiten Blick über das arktische Meer bietet.

In den Sommermonaten legt sich ein Schleier aus friedlichem Licht über Honningsvåg, während die Mitternachtssonne der Stadt neue Energie schenkt. Die Menschen verbringen die langen Sommertage mit Angeln, Wandern, Ausflügen zu Hütten am Meer oder in den Bergen, Beerenpflücken, Grillen und Bootstouren.

„Es ist auch die Zeit des Jahres, um sein Haus zu streichen und notwendige Reparaturen durchzuführen. Der Sommer ist kurz, und alles muss fertig sein, bevor der Schnee wieder kommt“, sagt Eva. „Man sieht vielleicht seinen Nachbarn um 3 Uhr morgens während einer sonnigen Nacht auf einer Leiter stehen und die Wände seines Hauses neu streichen!“

Der Herbst bringt Farbtupfer in die Landschaft. „Der Herbst ist meine Lieblingsjahreszeit“, fährt Eva fort. „Im August verwandeln sich die grünen Farben des Sommers in alle Schattierungen von Gold, Braun, Orange und Rot. Obwohl es oft schon ziemlich kalt ist, wirkt die Landschaft warm und wunderschön. Tausende Möwen versammeln sich und sitzen wie riesige weiße Wolken auf den Hängen. Dann, eines Nachts – ich habe nie herausgefunden, wann genau, obwohl ich es oft versucht habe – sind sie weg. Am nächsten Morgen sind die Hügel leer, und jeder weiß, dass der Herbst zu Ende geht und der Winter vor der Tür steht.“

Honningsvåg im Winter besuchen? Eva rät, gut vorbereitet zu sein. „Sie brauchen gutes Schuhwerk, am besten mit Spikes oder Steigeisen. Die Straßen und Gehwege sind oft mit Schnee und Eis bedeckt, aber wenn Sie langsam und vorsichtig gehen, wird alles gut. Gehen Sie wie ein Pinguin, und Sie werden keine Probleme haben!“