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Die Küste als Inspirationsquelle, von der Landschaftsmalerin Catherine

Als die Landschaftsmalerin Catherine Harvey Jefferson mit der Spitzbergen-Linie auf Reisen ging, nahm sie ihre Malausrüstung mit. Hier erfahren Sie, wie sie das außergewöhnliche Licht der Mitternachtssonne eingefangen hat.

„Das Licht war sehr schwierig“, sagt Catherine, als sie an ihre Seereise mit der Spitzbergen-Line im letzten Sommer zurückdenkt. „Ich konnte nicht schlafen. Ich hatte das Gefühl, dass ich so eine Art Manie durchlebte. Ich wollte so viel wie möglich von dem einfangen, was ich sah und spürte. Es ist eine wirklich überwältigende Landschaft, die da aus dem Meer ragt. Und ihre Formen sind absolut umwerfend.“

Als gelernte Seglerin, der schon ihr ganzes Leben lang auf dem Wasser unterwegs ist, hat Catherine viel über die Entdecker gelesen, die den hohen Norden als erste erkundeten. „Ich habe schon überlegt, das mit meinem eigenen Boot nachzumachen. Aber das würde ein halbes Jahr dauern.“ Hurtigruten hat ihren Traum Wirklichkeit werden lassen. An Bord kann sie sich ganz auf ihre Kunst konzentrieren. Denn die Navigation übernimmt der erfahrene Kapitän von MS Trollfjord.

Aus den Skizzen, die sie letzten Sommer an ihrem kleinen Tisch an Deck von MS Trollfjord anfertigte, hat Catherine eine Gemäldeserie über die norwegische Küste geschaffen. Es ist faszinierend zu sehen, wie sich die Farben und Stimmungen auf dem Weg nach Norden allmählich verändern – von den lebhaften Grüntönen von Åndalsnes über das reine Weiß des nördlichen Polarkreises bis zu den merkwürdig lehmigen Farbtönen Spitzbergens und dem eisigen Blau am 79. Breitengrad.

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Als wir Anfang Juni knapp ein Jahr nach ihrer Norwegen-Seereise mit Catherine sprechen, ist das Licht in ihrem Studio in Cornwall warm und gelb. Doch die Bilder an den Wänden, die von ihrer Zeit auf Spitzbergen inspiriert sind, erstrahlen in einem ganz anderen Licht: dem der norwegischen Mitternachtssonne.

Für Menschen aus südlicheren Gefilden ist dieses außergewöhnliche Licht eher ungewohnt. Anstelle der warmen Honigtöne, die man normalerweise mit der Abendsonne assoziiert, kann das Licht der Mitternachtssonne gleißend sein.

„Als ich aufwachte, war das Licht so klar, wie ich es noch nie gesehen hatte“, sagt Catherine. „Ich bin mein ganzes Leben lang gereist, aber das war neu für mich. Während der Seereise lag ein Hochdruckgebiet über Norwegen, das der Landschaft eine glasigen, erwartungsvolle Anmutung verlieh. Als wir um die Lofoten herum nach Træna kamen, wurde dann alles silbrig. Es fühlte sich an, als hätten wir die eine Welt verlassen und eine andere betreten. Es war wie in einem Traum.“

Als Landschaftsmalerin sieht Catherine nicht bloß grüne Hügel, graue Klippen und ein blaues Meer, wenn sie nach draußen blickt. Sie sieht unterschiedlichste Farben und Formen. Als es in Richtung Spitzbergen ging, erweiterte die Mitternachtssonne Catherines übliche Farbpalette dann um völlig neue Farben.

„Je weiter wir nach Norden kamen, desto bläulicher wurde es. Das fällt einem aber vermutlich nur auf, wenn man selbst malt. Ich habe das bei meiner Farbauswahl bemerkt. Preußischblau verwende ich gerne für kräftige Schatten. Und mit Metallic-Ölfarben kann man ganz gut Lichtreflexionen imitieren. Außerdem habe ich viel Rosa verwendet, da sich die Farbe des Himmels in der Abenddämmerung verändert und man viele Rosatöne sieht. Aber die Sonne geht ja nie wirklich unter.“

Catherine ist nicht die einzige Künstlerin, die sich von dem ganz besonderen Licht der Mitternachtssonne inspirieren lässt. Seit ihrer Rückkehr hat sie recherchiert, wie andere Künstler dieses Licht interpretiert haben und hat dabei einige interessante Parallelen entdeckt.

„Ich habe mir Anna Boberg angeschaut – eine schwedische Künstlerin, die im frühen 20. Jahrhundert in Norwegen arbeitete. Sie trug dicken Pelzmantel und hatte Ihre Malsachen vor sich ausgebreitet. Ich schaute mir Munch an. Der ist ja vor allem für den Schrei bekannt, hat aber auch fantastische Landschaftsbilder gemalt. Wir sprechen eine ähnliche Sprache und malen Lichtstrahlen beide als rosafarbene Linien. Das sieht man beispielsweise an einem meiner Bilder aus Træna. Es ist spannend, dass andere Künstler dasselbe wahrgenommen haben wie ich.“

Dass Catherine ihre Kunst als Sprache begreift, lässt tief blicken. Mit ihrer Malerei will sie die Landschaft „beschreiben“ und „übersetzen“. Sie sagt, dass sie wirklich an einem Ort „sein“ und genau hinschauen müsse, wo sie sich befindet. Dann brauche es etwas zeitlichen und räumlichen Abstand, um ihre Reiseskizzen in Bilder zu verwandeln. Und die würden dann immer abstrakter, je mehr sie sich an die Sprache gewöhne und je stärker die Landschaft nachwirke. Das Ganze sei so etwas wie ein Zwiegespräch zwischen Natur, Pinsel und Gefühl.

Aber es ist nicht nur die malerische Küstenlandschaft, die Catherine bewegt.

„Die Fahrt in den Trollfjord war für mich ein ganz besonderes Erlebnis. Ich war von verschiedenen Dingen völlig überwältigt – vor allem von dem Feingefühl, mit dem die Kapitänin das Schiff in den Fjord steuerte. Ich segle selbst, habe aber natürlich eine ganz andere Ausbildung genossen. Aber ich fand es bewundernswert, wie sie am Ende des Trollfjords drei Drehungen machte und das Schiff dann sanft wieder hinaussteuerte. Über uns waren Seeadler zu sehen und der Fjord ist so schmal, dass man wirklich sehr nah ans Ufer herankommt. An der schmalsten Stelle fühlte es sich einfach besonders. Ich kann also gut nachvollziehen, dass der Trollfjord ein wichtiger Ort in der nordischen Mythologie ist.“

Dank der kompakten Größe von MS Trollfjord und unseren anderen Schiffen können wir auch die kleineren, tiefen, preußischblauen Fjorde sicher befahren. „Man bekommt viel mehr zu sehen als auf einem größeren Schiff“, bemerkt Catherine.

Ein weiterer Höhepunkt war die Fahrt mit dem Elektroboot zu einem Gletscher in Spitzbergen. „Das Gletschertürkis kann man nicht mit Farben nachbilden“, meint sie und beschreibt es stattdessen als ein akustisches Erlebnis.

Als sie nahe an der Gletscherkante waren und der Motor abgestellt wurde, habe man das Eis knarren und knistern hören können. „Es redet und bewegt sich unablässig, während es sich von der Küste löst. Dann bricht es ganz langsam zusammen. Und die Formen, die das schmelzende Eis bildet, sind unglaublich“, so Catherine weiter. „Da es neblig war, als wir zum Gletscher hinauffuhren, war es wie in einem leeren Theater. Man nimmt selbst die leisesten Geräusche wahr. Und das verändert das Raumgefühl komplett.“

Die Entscheidung für eine Seereise mit Hurtigruten war ebenfalls wichtig – sowohl für Catherine als auch für viele andere Gäste, mit denen sie sich an Bord unterhalten hat.

„Jede Facette unserer Reiseroute hat die Menschen auf außergewöhnliche Weise berührt. Viele Menschen, mit denen ich gesprochen habe, hatten sich das schon lange gewünscht. Es ist alles anderes als eine gewöhnliche Seereise, bei der man einfach an Bord geht und dann in den Pool hüpft. Es fühlt sich bedeutsamer an. Und die Leute, mit denen ich gesprochen habe, hatten einen intellektuellen Abenteuerdrang.“

„Das dürfte vor allem damit zusammenhängen, dass Hurtigruten als erste Reederei die Küste erschlossen hat. Sie hat diese Landschaft verändert. Man muss sich nur vor Augen führen, wie abgeschieden die Orte waren, bevor Hurtigruten sie ansteuerte und erstmals Post, Waren und Nachrichten mitbrachte.“

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Mitunter wirkt es so, als fühle sich Cathrine nicht nur als Beobachterin, sondern als echter Teil der Küste. Und dieser Eindruck täuscht keineswegs. Als Künstlerin schätze sie es, wirklich „anzukommen“ und zu spüren, wo sie sich befindet – ein Prozess, der vom langsamen Tempo des Schiffs begünstigt werde, bevor sie das Gefühl dann in ein Gemälde überträgt.

„So sehe ich meine Bilder. Wenn Sie den Ort gut kennen, erkennen Sie ihn auf dem Gemälde zwar wieder. Aber ich versuche immer, ein tieferes Verständnis dafür zu vermitteln, wo sich dieser Ort befindet, wie er mich beeinflusst hat und wie er auch den Betrachter beeinflussen kann.“

Nun wissen Sie, wie Catherine die Spitzbergen-Linie erlebt hat und wir hoffen, dass Sie die norwegische Küste auch einmal durch die künstlerische Brille sehen wollen. Vielleicht fühlen Sie sich bei Ihrem nächsten Besuch genau wie Catherine von unserer wunderschönen Heimat inspiriert und mit ihr verbunden.

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Sommer in Longyearbyen auf der Spitzbergen-Linie. Foto: vince gx/Unsplash

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