Plastik-Sammelaktion an Spitzbergens abgelegenen Stränden
An einer abgelegenen, unzugänglichen Küste in der Arktis sammeln entschlossene Freiwillige den Müll der Schifffahrtsindustrie ein, der das Leben der Tiere in dieser unberührten Gegend bedroht.
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Das kalte, unwirtliche Klima Spitzbergens, das zu seiner rauen Schönheit passt, hat schon immer alle außer die hartgesottensten Siedler abgeschreckt. Bis heute leben hier nur 3.000 Menschen, sodass weite Teile der Wildnis unberührt bleiben und die Natur gedeihen kann.
Doch selbst am Rande dieses abgelegenen arktischen Archipels häufen sich die vom Menschen verursachten Abfälle. Auf der westlichsten Insel von Prins Karls Forland stellen Abfälle aus der Fischerei wie Netze und Seile eine Gefahr für die Wildtiere dar.
In den letzten Jahren entdeckten Besucher immer wieder Rentiere, die sich mit ihren Geweihen in den schweren Seilen verheddert hatten. Einige dieser edlen Tiere waren bereits einen langen, qualvollen Tod gestorben. Auch Eisbären, Seehunde und verschiedene Seevögel sind in diesem Gebiet gefährdet.
Outdoor-Liebhaber wollen helfen
Zum Glück für die Tierwelt und die Umwelt wollen Freiwillige aus Spitzbergens größter Stadt, Longyearbyen, einen Beitrag leisten.
Der Sportclub Svalbard Turn hat einen Verein namens Aktiv i Friluft (Aktiv in der freien Natur) gegründet, um Arbeitskräfte für die Strandreinigung anzuheuern. Er bietet den Mitgliedern die Möglichkeit, mit Gleichgesinnten an schöne, abgelegene Orte zu fahren und durch das Einsammeln von vom Menschen verursachtem Müll einen spürbaren Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.
Die jüngste Initiative des Vereins – das Projekt Forlandet – führte die freiwilligen Helfer an das Westufer von Prins Karls Forland. Dies war eine gute Gelegenheit für die Freiwilligen, aus Longyearbyen herauszukommen, was sonst ohne Boot schwierig ist. Ziel des Projekts Forlandet war es, während des Sommers in Spitzbergen einen möglichst großen Teil der Insel zu säubern. Die Säuberung sollte an der Westseite beginnen und dann auf andere Gebiete ausgeweitet werden, sofern die Wetterbedingungen es zulassen.
Jahrelange Erfahrung
Aktiv i Friluft verfügt über Erfahrungen aus ähnlichen Projekten und hat bereits an der Beseitigung von 20 Tonnen Müll an verschiedenen Stränden im norwegischen Isfjord mitgewirkt. Tatsächlich sind sie schon einmal kurz auf der Ost- und Südseite von Prins Karls Forland angelandet, wo 10 Personen in zwei Tagen über 1,7 Tonnen Meeresmüll beseitigt haben. Dennoch war die Durchführung einer nur darauf ausgerichteten, längerfristigen Aktion auf Prins Karls Forland eine neue und erhebliche Herausforderung.
Um einen Einsatz wie das Projekt Forlandet an einem so abgelegenen und wilden Ort sicher durchzuführen, braucht man Erfahrung und Ortskenntnis. Darüber hinaus ist operatives Know-how nötig, um das sehr enge Zeitfenster, in dem eine Reinigung überhaupt möglich ist, optimal zu nutzen.
Aufgrund der Brutzeit ist der Zugang zu Prins Karls Forland während eines Großteils des Sommers nur eingeschränkt möglich. Außerdem ist der Sommer kurz. Sobald die Temperatur unter Null fällt und der Boden gefriert, muss die Müllsammelaktion eingestellt werden.
Deshalb beantragte Aktiv i Friluft bei der Regierung eine Sondergenehmigung, um drei Tage vor dem offiziellen Ende der Nistsaison mit den Arbeiten beginnen und das Projekt möglichst effizient umsetzen zu können.
Gezielte Müllsammelaktion
Der gemeinnützige Verein Aktiv i Friluft beschloss, sein neues Projekt Forlandet in zwei Aufgabenbereiche aufzuteilen.
Die erste Aufgabe bestand darin, Freiwillige vor Ort zu schicken, um Meeresabfälle zu sammeln, zu sortieren und für den Transport vorzubereiten. Die zweite Maßnahme bestand darin, den Transport des Mülls von Prins Karls Forland nach Longyearbyen zur Entsorgung zu koordinieren. Ein Teil des Teams sollte dabei ständig nach Eisbären Ausschau halten.
Um all diese Aufgaben zu bewältigen, ankerte ein Schiff vor Prins Karls Forland, das als Basis für die große Strandreinigung diente.
Da der Meeresmüll im Rahmen des Svalbard Intertidal Project bereits kartiert worden war, wusste Aktiv i Friluft, welche Gebiete für die Sammelaktion in Frage kommen würden. Der Verein hatte auch Zugang zu Bildern und Informationen von anderen Forschungsprojekten. Diese Quellen lieferten hilfreiche Hinweise auf das, was vor uns lag, sowie wertvolle Informationen für die detaillierte Planung der Strandreinigungsaktion.
Wir waren startklar, doch dann stiegen die Kosten für die Schiffe
Im Jahr 2020 war alles bereit, das Projekt stand in den Startlöchern. Doch dann legte die COVID-19-Pandemie alles auf Eis. 2021 brachte die Pandemie das Projekt erneut ins Stocken.
Mit einer weiteren Finanzierung in Höhe von 100.000 NOK (ca. 10.100 €) durch die Hurtigruten Foundation konnte das Projekt schließlich vom 12. August bis 2. September 2022 durchgeführt werden. Das Ergebnis war beeindruckend: Eine riesige Menge an Müll wurde gesammelt und sicher aus diesem abgelegenen Paradies entfernt.
Ein Beispiel für die Welt
Die Organisatoren hoffen, dass das ehrgeizige Müllsammelprojekt an einem abgelegenen, schwer zugänglichen Ort und in einem Nationalpark, der bisher noch nie gesäubert wurde, der Welt als Beispiel dient.
Meeresmüll ist eine sehr sichtbare Folge menschlicher Aktivitäten. Indem wir deutlich machen, wie weit verbreitet Meeresmüll in Spitzbergen ist, können wir hoffentlich den Fokus darauf lenken, dass Müll im Allgemeinen eine wachsende Bedrohung in der Arktis darstellt.
Gleichzeitig soll das Projekt dazu beitragen, die Menschen in anderen Teilen Norwegens und in der ganzen Welt für die Reduzierung des Plastikverbrauchs zu sensibilisieren.
Hurtigruten Foundation
Die Hurtigruten Foundation ist ein gemeinsames Projekt von Hurtigruten, unseren Gästen, Partnern und privaten Geldgebern. Gemeinsam setzen wir uns dafür ein, den Klimawandel zu bekämpfen, lokale Gemeinden zu stärken und den nicht nachhaltigen Massentourismus zu stoppen.
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