Wissenschaftler und Nordlicht-Experte: Dr. John Mason MBE

Die spektakulären Erscheinungen der Nordlichter am arktischen Himmel ziehen den renommierten britischen Physiker und Astronomen Dr. John Mason MBE seit Jahrzehnten in ihren Bann. Er widmete einen Großteil seines Lebens der Jagd nach den Nordlichtern und dem Versuch, den Geheimnissen des Nachthimmels auf die Spur zu kommen.

Seit den späten 1980er Jahren reist er regelmäßig in die Arktis, um das Naturphänomen aus nächster Nähe zu erleben, und als erfahrener Seemann hat er schon oft die Nordlichter an Bord der Hurtigruten Schiffe beobachtet. Seit 2008 begleitet er uns jedes Jahr auf unseren Reisen entlang der norwegischen Küste, wo er als Reiseleiter fungiert und während unserer Astronomie-Reisen sein Wissen über den Himmel mit den Gästen an Bord teilt.

Er wurde 1976 zum Fellow der Royal Astronomical Society gewählt, ist ehemaliger Präsident der British Astronomical Association und arbeitet als Hauptdozent, ehrenamtlicher Schatzmeister und Treuhänder am renommierten South Downs Planetarium and Science Centre in Chichester, Südengland.

Zu all diesen beruflichen Verdiensten kommt, was vielleicht sogar noch wichtiger ist, Dr. Masons scheinbar grenzenloses Maß an Enthusiasmus, Geduld und Leidenschaft, wenn er mit anderen über sein Lieblingsthema spricht. Mit wem könnten wir also besser über all das sprechen, was Sie schon immer über die Nordlichter wissen wollten?

Hier berichtet er uns ausführlich von seinen eigenen Erfahrungen mit den geheimnisvollen Lichtern am Himmel, „einem der größten Naturschauspiele unseres Planeten“.

Das war am 5. August 1972. Ich war 18 und es gab ein großes Nordlicht, das am Himmel über England zu sehen war. Ich lebte in einer sehr dunklen, ländlichen Gegend und ging in den meisten Nächten hinaus, um den Himmel zu beobachten. In dieser Nacht sah ich einen Bogen, der sich über den Himmel spannte, mit vertikalen Strahlen darüber. Zuerst wusste ich nicht, was es war, aber ich beobachtete es und sah, wie es sich veränderte, und dann wurde mir klar, dass es ein Nordlicht sein musste.

Seitdem bin ich von den Nordlichtern fasziniert. Sie machen mich süchtig, fast wie eine Droge.

Am 13. März 1989 gab es ein weiteres, noch spektakuläreres Nordlicht, das nicht nur von Südengland aus zu sehen war, sondern von ganz Europa und den meisten Teilen Nordamerikas. Es war eine der größten Nordlichterscheinungen des 20. Jahrhunderts, und zu diesem Zeitpunkt beschloss ich, dass ich diesem faszinierenden Naturphänomen wirklich näherkommen wollte.

Und so reiste ich seit den späten 1980er Jahren fast jedes Jahr in die Arktis, um die Nordlichter zu erforschen und zu fotografieren, und um diese Erfahrung mit vielen anderen Menschen zu teilen.

Was die Nordlichter unter anderem so reizvoll macht, ist, dass sie so unberechenbar sind. Sie sind vergleichbar mit Schneeflocken; es gibt Millionen von ihnen, aber keine zwei sind identisch. Alle Nordlichter sind sich ähnlich – sie können auf ähnliche Weise beginnen, sie können sich auf ähnliche Weise entwickeln –, aber keine zwei werden jemals genau gleich sein.

Ich habe so viele außergewöhnliche Nordlichter gesehen; einige sahen aus wie ein Flaschengeist, andere wie Bänder, die an sich windende Schlangen erinnerten. Es gab Blütenköpfe mit langen, dünnen Blütenblättern und einen Paradiesvogel, der zu einem der beweglichsten und temporeichsten Polarlichter gehörte, die ich je gesehen habe. Aber die unvergesslichste Erscheinung sah aus wie ein Drache.

Es war vor einigen Jahren, Anfang Oktober, an Bord eines Hurtigruten Schiffs. Als das Schiff das Ende des Trollfjords, eines winzigen, aber spektakulären Fjords in Nordnorwegen, erreicht hatte und dabei war, langsam zu wenden, begann sich über mir eine Corona (eine besondere Form des Polarlichts) zu bilden. Ich lag auf dem Rücken, die Kamera auf dem Bauch, und rief allen zu, schnell nach oben zu blicken, denn mir war klar, dass, was auch immer jetzt passieren würde, nicht lange anhalten würde.

In den nächsten 20 bis 30 Sekunden bot sich uns der unglaubliche Anblick eines Drachens über dem Trollfjord! Wir konnten den Kopf des Drachens mit seinen Hörnern, die Flügel und seinen Schwanz sehen. Als sich das Schauspiel über uns weiter entfaltete, schaute der Drache nicht mehr auf uns herab, sondern wendete uns sein Profil zu. Man weiß nie so recht, was einen erwartet, doch als ich das sah, stellten sich mir die Nackenhaare auf.

Eine Reise mit Hurtigruten ist ein Gesamterlebnis. Es geht nicht nur um die Nordlichter und die Wunder des arktischen Nachthimmels. Es ist das ganze Erlebnis der norwegischen Küste im Winter.

Man nennt sie die schönste Seereise der Welt, und nachdem ich sie schon so oft gemacht habe, kann ich Ihnen sagen, dass man niemals müde wird, sie zu genießen. Es ist wie mit den Nordlichtern selbst. So wie kein Nordlicht dem anderen gleicht, so gleicht auch keine Reise mit Hurtigruten der anderen.

Auf der klassischen Postschiffroute fahren Sie entlang der norwegischen Küste in Richtung Norden bis zum nördlichen Polarkreis und sogar noch weiter, und Sie bewegen sich dabei direkt unter dem Nordlichtoval, sodass Sie je nach Standort immer wechselnde Perspektiven auf das Nordlicht haben.

Man kann nie garantieren, dass der Himmel klar ist, aber zumindest ist es auf einer Hurtigruten Reise so, dass sich das Schiff mit 12 bis 14 Knoten fortbewegt, sodass sich das Wetter öfter ändert. Das bedeutet, dass das Schiff, selbst wenn es in einem Gebiet bewölkt ist, oft schnell wieder in Bereiche mit klarem Himmel kommt, sodass sich viel mehr Gelegenheiten bieten, die Nordlichter zu sehen.

Ein weiterer Punkt, der mich beeindruckt, ist die enge Verbindung zwischen Norwegen, den Nordlichtern und den großen norwegischen Entdeckern. Einer der größten unter ihnen, Fridtjof Nansen, war so sehr von den Nordlichtern fasziniert, dass er seine Bilder und Gedanken darüber veröffentlichte – er beschrieb sie als „ein unendlich funkelndes Farbenspiel, das alles übertrifft, was man sich nur erträumen kann“.

Das Wichtigste ist Geduld, und natürlich die Bereitschaft, bis spät in die Nacht wachzubleiben. Die Natur richtet sich nicht immer unbedingt nach unserem Zeitplan, aber wenn die Polarlichter dann erscheinen, ist das Erlebnis meist jeden Moment des Wartens wert. Und wenn man erst einmal so ein wirklich großartiges Schauspiel gesehen hat, kann man das nächste gar nicht mehr abwarten!